1. Kapitel
Physikalische Grundlagen von Computerspielen
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Was erwartet Dich?
Was mich an der Physik begeistert, ist die Tatsache, dass mit ganz wenigen und absolut verständlichen Voraussetzungen große Physik gemacht werden kann. So können wir mit Hilfe der drei NEWTON'schen Axiome und der beiden Erhaltungssätze (Energie und Impuls) alle Bewegungsabläufe herleiten. Und, was auch von Vorteil ist: wir können stets unsere Alltagserfahrungen benutzen, um das Ergebnis eines Programmierversuches zu Überprüfen. Kurz, die folgenden Kapitel haben physikalische Grundlagen und deren Programm technische Realisierung von Computerspielen zum Gegenstand.Klingt eigentlich ganz easy! Oder? Na ja, ganz so einfach ist es dann doch nicht. Denn ohne Mathematik geht es nicht:
Ganz elementar sind Kenntnisse der Trigonometrischen Funktionen, der Differentiation und der Integration. Wir werden sehen, dass alle Bewegungen mathematisch durch sog. Differentialgleichungen beschrieben werden können. Solche Differentialgleichungen leiten sich aus den Objekteigenschaften wie Masse, Reibung oder Federwirkung und deren Zusammenwirken her. Differentialgleichungen sind Bestimmungsgleichungen für Variable, z.B. die Ortskoordinaten x, y, z eines sich bewegenden Objekts. Das Besondere daran ist aber, dass diese Variable nicht als einzelner Zahlenwert, sondern als Zeitfunktion bestimmt werden. Ist die Zeitfunktion der Ortskoordinaten bekannt, dann ist auch die Bewegung des Objektes bekannt - und das ist ja das Ziel unserer Bemühungen! Also werden wir
- lineare Differentialgleichungen aufstellen und lösen
- numerische Lösungsmethoden als alternative Lösungsmethode für Differentialgleichungen kennenlernen und auch
- mit verkoppelten Differenzialgleichungen arbeiten, die die Beschreibung von Bewegungen miteinander verbundener Objekte darstellen.
Weg, Geschwindigkeit, Beschleunigung und Zeit
Stellen wir uns vor, wir fahren mit dem Auto von einer Ampelkreuzung zu einer weiteren Ampelkreuzung. Unsere Fahrt beginnt bei tA - nämlich wenn die Ampel auf grün schaltet. Kuppeln, Gang einlegen und so lange Gas geben, bis die erlaubte Geschwindigkeit erreicht ist (t2). Im Idealfall (keine Reibung) kann das Fahrzeug bis t3 ohne weitere Beschleunigung mit gleich bleibender Geschwindigkeit fahren. Bei t3 kommt die nächste Ampel mit rot in Sicht und der Fahrer bremst das Fahrzeug bis zum Stillstand ab (tE). Dabei verringert sich die Geschwindigkeit bis auf Null. Insgesamt hat das Fahrzeug die Strecke (oder den Weg) von sA nach sE zurück gelegt. Würden während der Fahrt die einzelnen Parameter aufgezeichnet werden, ergäben sich die in gezeigten Verläufe:Abb. Weg-Geschwindigkeit-Beschleunigung über der Zeit
Und die mittlere Geschwindigkeit berechnet sich zu:
()
Dem Fahrer ist mit der mittleren Geschwindigkeit bezüglich der gesamten Wegstrecke wenig geholfen. Eigentlich will er die Momentangeschwindigkeit wissen, um z.B. Geschwindigkeitslimite einzuhalten. Etwas näher kommen wir der Wahrheit, wenn wir die Geschwindigkeiten der einzelnen Streckenabschnitte berechnen:
()
Es ist nahe liegend, dass die Genauigkeit der Geschwindigkeitsberechnung steigt, je kleiner das Zeitintervall gewählt wird ().
Abb. Steigung einer Sekante durch zwei Punkte einer Kurve
Dem Kraftfahrer steht natürlich ein genauer arbeitendes Instrument zur Verfügung.
Auf der Instrumententafel des Fahrzeuges befindet sich ein Tachometer zur Geschwindigkeitskontrolle.
Im digitalen Zeitalter beruht die Berechnung der Geschwindigkeit darauf, dass
die Wegstrecke, die bei einer Umdrehung des Rades zurück gelegt wurde, ins Verhältnis zu
der Dauer einer Umdrehung des Rades gesetzt wird. Obwohl auch hier "nur" eine mittlere
Geschwindigkeit gemessen wird, ist sie doch genau genug für die gestellten Anforderungen.
Ältere Tachometer arbeiten nach einem elektro-dynamometrischen Prinzip, das, weil die induzierte elektrische Spannung proportional der Drehzahl ist, tatsächlich die Momentangeschwindigkeit misst.
Ältere Tachometer arbeiten nach einem elektro-dynamometrischen Prinzip, das, weil die induzierte elektrische Spannung proportional der Drehzahl ist, tatsächlich die Momentangeschwindigkeit misst.
Die Streckenabschnitte, die durch t1 und
t2 begrenzt werden, könnten ebenso durch ein
Geradenstück ersetzt werden, da ja die Details zwischen den Intervallgrenzen
t1 und t2
nicht betrachtet werden. Gegenüber der Berechnung aus der originalen Weg-Zeitfunktion
hat die ersatzweise Berechnung mit Hilfe der Geraden den Vorteil der einfacheren Handhabung.
Jede Gerade hat eine Steigung,
()
()
()
Abb. Übergang von der Sekante zur Tangente
Im Grenzfall wird das Intervall unendlich klein
()
Für die Berechnung der momentanen Beschleunigung werden die gleichen Schritte wie bei der Berechnung der Geschwindigkeit gegangen, nur dass jetzt nicht die Wegänderung, sondern die Geschwindigkeitsänderung auf die Zeitspanne bezogen wird. Es gilt dann
()
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Hier kannst Du mal selbst probieren,
wie Weg, Geschwindigkeit, Beschleunigung und Zeit zusammen hängen. Freilich, das Auto,
mit dem Du hier experimentieren kannst, ist schon etwas eigenwillig. Wenn das Gaspedal
betätigt wird, gibt es nur Vollgas und wenn gebremst wird, dann nur mit voller Kraft.
Im Beispiel ist die Bremsverzögerung doppelt so groß wie die Beschleunigung beim
Gasgeben.
Abb. Zusammenhang zwischen Weg, Geschwindigkeit und Beschleunigung
Zur Beachtung!
Weg, Geschwindigkeit und Beschleunigung beschreiben die Bewegung eines Objektes. Entweder werden diese Größen aus der Bewegung des Objektes hergeleitet (Analyse) oder sie werden auf Grund bekannter Rahmenbedingungen (Startort, Anfangsgeschwindigkeit und Beschleunigung) berechnet (Synthese). Genau diese Synthese ist es, auf die unsere Bemühungen abzielen.
Weg, Geschwindigkeit und Beschleunigung beschreiben die Bewegung eines Objektes. Entweder werden diese Größen aus der Bewegung des Objektes hergeleitet (Analyse) oder sie werden auf Grund bekannter Rahmenbedingungen (Startort, Anfangsgeschwindigkeit und Beschleunigung) berechnet (Synthese). Genau diese Synthese ist es, auf die unsere Bemühungen abzielen.
Physikalische Größen und Einheiten sowie verwendete Bezeichnungen
Bei meinen Ausführungen wende ich konsequent das Internationale Einheitensystem oder SI (Système international d'unités) an. Es ist das am weitesten verbreitete Einheitensystem für physikalische Größen. Da es ein kohärentes metrisches Einheitensystem ist, lassen sich die meisten physikalischen Einheiten auf wenige, grundlegende Einheiten zurück führen:SI Einheit | Maßeinheit | Name |
Länge | m | Meter |
Zeit | s | Sekunde |
Masse | kg | Kilogramm |
Stromstärke | A | Ampere |
Temperatur | K | Kelvin |
Lichtstärke | cd | Candela |
Stoffmenge | mol | Mol |
Um die physikalischen Gegebenheiten mathematisch fassen zu können, werden noch die folgenden Begriffe benötigt:
Im zweidimensionalen Raum:
physikalische Größe | Bezeichnung | Maßeinheit |
Punkt | x[m], y[m] | |
Zeit | [s] | |
Ortsvariable (analog x, y) | [m] | |
Geschwindigkeit | [m/s] | |
Beschleunigung | [m/s²] |
Parallel zu den üblicherweise verwendeten kartesischen Koordinaten
x, y, z verwende ich oft die synonyme Koordinaten-Bezeichnung
s. Diese steht für lat. spatium (Raum, Strecke) und wird
zur allgemeinen Beschreibung von Wegen benutzt, die sich nicht direkt im kartesischen Koordinatensystem
ausdrücken lassen.
Im dreidimensionalen Raum:
physikalische Größe | Bezeichnung | Maßeinheit |
Punkt | [m] | |
Variable | [m] |
Und in Vektorschreibweise:
Vektor | Bezeichnung | Maßeinheit |
Punkt, Ortsvektor | [m] | |
Variable, Ortsvektor | [m] | |
Geschwindigkeitsvektor | [m/s] | |
Beschleunigungsvektor | [m/s²] |
Physikalische Größen bestehen stets aus einer Maßzahl und einer Maßeinheit. Maßzahlen sind (ganze oder reelle) Zahlen, die durch eine Maßeinheit ergänzt werden. Sie drücken den Wert einer physikalischen Größe aus.
Werden die Maßzahlen aber durch ein physikalisches Symbol repräsentiert (z.B. v für Geschwindigkeit), wird die Maßeinheit wegen der besseren Unterscheidung in eckige Klammern gesetzt, z.B. [m/s]. Sie gibt sowohl die physikalische Bedeutung als auch die Größenordnung an (z.B. v [km/h]). Werden nun physikalische Größen in Computerprogrammen berechnet, so kann die Maßeinheit nicht mitgeführt werden; der Computer kann ja nur Zahlen verarbeiten!
D.h. es ist zweckmäßig, eine physikalische Größe im gesamten Programm ohne Veränderung der Maßeinheit zu verwenden. Am besten, man verwendet die durch die SI-Einheiten vorgegebene Größenordung, also [m] und nicht [km].
Wie Du sicher bemerkt hast, verwende ich die nach DIN 1302 übliche mathematische
Symbolik für die Ableitung von Funktionen nach der Zeit als unabhängige Variable.
Im Unterschied zu allen anderen Variablen werden die Ableitungen nach der Zeit durch
einen Punkt (bei höheren Ableitungen auch mehreren Punkten) verdeutlicht:
()
()
NEWTONs Axiome
Isaak NEWTON (1643-1727) formulierte mit seinen drei Axiomen und dem zusätzlichen
Superpositionsprinzip das Fundament der Kinematik.
- Axiom - Trägheitsprinzip
"Ein Körper verharrt im Zustand der Ruhe oder der gleichförmigen Translation, sofern er nicht durch einwirkende Kräfte zur Änderung seines Zustands gezwungen wird."
- Axiom - Aktionsprinzip
"Die Änderung der Bewegung ist der Einwirkung der bewegenden Kraft proportional und geschieht nach der Richtung derjenigen geraden Linie, nach welcher jene Kraft wirkt."
- Axiom - Reaktionsprinzip
"Kräfte treten immer paarweise auf. Übt ein Körper A auf einen anderen Körper B eine Kraft aus (actio), so wirkt eine gleich große, aber entgegen gerichtete Kraft von Körper B auf Körper A (reactio)."
- Superpositionsprinzip
"Wirken auf einen Punkt oder starren Körper mehrere Kräfte, so addieren sich diese vektoriell zu einer resultierenden Kraft."
Quelle: Newton.img (Gemeinfrei wikimedia)
Schlussfolgerungen aus dem 1. Axiom
Wirken keine äußeren Kräfte, bleibt die Geschwindigkeit eines Körpers in Betrag und Richtung unverändert.Schlussfolgerungen aus dem 2. Axiom
Aus folgt, dass die Änderung der Geschwindigkeit proportional der Kraft und der Einwirkungsdauer ist.Anders ausgedrückt ist die Kraft der zeitlichen Änderung der Geschwindigkeit proportional.
Der Ausdruck wird Beschleunigung genannt.
Der Dichter Alexander POPE (1688 - 1744) schrieb:
Natur und der Natur Gesetze waren in Nacht gehüllt.
Gott sprach: es werde Newton!
und das All ward lichterfüllt.
Natur und der Natur Gesetze waren in Nacht gehüllt.
Gott sprach: es werde Newton!
und das All ward lichterfüllt.
Um aus der Proportionalität eine Gleichung zu,
bedarf es einer Proportionalitätskonstante. Diese stellt die Masse m
des zu bewegenden Körpers dar.
Daher der Satz: "Kraft ist Masse mal Beschleunigung."
Daher der Satz: "Kraft ist Masse mal Beschleunigung."
()
Schlussfolgerungen aus dem 3. Axiom
Zu jeder Kraft gibt es eine gleichgroße Gegenkraft:
()
Schlussfolgerungen aus dem Superpositionssatz (Überlagerungssatz)
Kräfte addieren sich vektoriell zu einer resultierenden Kraft,
()
Freiheitsgrade
Kann sich eine Punktmasse nur entlang einer Linie bewegen, sagen wir der x-Achse, dann hat diese Punktmasse einen Freiheitsgrad. Denn sie kann alle Orte auf der Linie einnehmen, Orte außerhalb der Linie sind für diese Punktmasse nicht erreichbar! Dem entsprechend hat eine Punktmasse zwei oder drei Freiheitsgrade, bewegt sie sich in der Ebene oder im Raum ()Abb. Freiheitsgrade einer Punktmasse
Abb. Koordinaten einer Punktmasse auf der schiefen Ebene
Somit hat ein Punkthaufen, der aus N Punktmassen besteht, im 3D-Raum n = 3·N Koordinaten. Um die Orte aller Punktmassen dieses Punkthaufens zu bestimmen, ist die Lösung von n Bewegungsgleichungen erforderlich. Gibt es allerdings für die Beziehungen der Punktmassen untereinander z Zwangsbedingungen, dann hat dieser Punkthaufen nur noch f = n - z Freiheitsgrade und die Zahl der unabhängigen Bewegungsgleichungen für die Berechnung der Orte reduziert sich auf f Gleichungen, was u.a. zu einer Reduzierung des Rechenaufwandes führen kann.
Beispielsweise wird die Bewegung einer Punktmasse auf einer schiefen Ebene () im 2D-Raum durch n = 2 Koordinaten beschrieben. Aber da die Bewegung der Punktmasse auf der Ebene stattfinden muss, sind diese beiden Koordinaten nicht voneinander unabhängig! Aus ist leicht zu ersehen, in welchem Verhältnis die abhängigen Koordinaten x und y zu einander stehen:
()
Die Rückkehr in das kartesische Koordinatensystem, das ja für die Darstellung auf dem Monitor maßgeblich ist, fällt leicht. Da der Winkel α der schiefen Ebene feststehend und bekannt ist, gilt:
()
Betrachten wir speziell die rotatorische Bewegung, haben wir es mit Körpern zu tun. In unserem Exkurs wollen wir uns auf starrer Körper beschränken. Ein starrer Körper besitzt maximal 6 Freiheitsgrade. Zu den drei Freiheitsgraden, die die Positionierung des Körpers im Raum betreffen, kommen noch drei weitere Freiheitsgrade für die Drehmöglichkeiten um den Schwerpunkt des Körpers hinzu ().
Abb. Freiheitsgrade eines starren Körpers
Kraft und Impuls, Energie, Wirkung, Leistung
Ort, Geschwindigkeit, Beschleunigung und Zeit beschreiben die Bewegung eines Körpers. Was aber verursacht die Bewegung des Körpers? Hierfür sind weitere physikalische Größen von Bedeutung:Einheit | Symbol | Maßeinheit | Name |
Kraft | F | N | Newton |
Drehmoment | M | Nm | Newtonmeter |
Impuls bzw. Kraftstoß | p | Ns oder kgm/s | Newtonsekunde |
Drehimpuls | L | Nms | Newtonmetersekunde |
Leistung | P | W, J/s, Nm/s | Watt, Joule/Sekunde, Newtonmeter/Sekunde |
Energie | W | J, Nm, Ws | Joule, Newtonmeter, Wattsekunde |
Wirkung | S | Js, Nms | Joulesekunde |
Mechanische Energie
Energieerhaltungssatz
Energie kann nicht vernichtet, aber auch nicht geschöpft werden. Nur Umwandlungen von einer Energieform in eine andere sind möglich!
Energie kann nicht vernichtet, aber auch nicht geschöpft werden. Nur Umwandlungen von einer Energieform in eine andere sind möglich!
Die mechanische Energie tritt in zwei Erscheinungsformen auf:
-
als "Energievorrat" in Form potentieller oder kinetischer Energie. Diese Formen
werden auch konservative Energien genannt, weil sie wie aus einer "Konserve"
abgerufen werden können.
-
die potentielle Energie eines Körpers wird durch seine Lage in einem Kraftfeld
gekennzeichnet. Der Zusatz "potentiell" deutet darauf hin, dass diese Energie
zur Verrichtung von Arbeit zur Verfügung steht, aber noch nicht abgerufen worden
ist.
Allgemein gilt:
()
()()
-
die kinetische Energie oder auch Bewegungsenergie ist einer Masse m eigen, die
sich mit einer Geschwindigkeit v bewegt.
Allgemein gilt:
()
on/off
-
die potentielle Energie eines Körpers wird durch seine Lage in einem Kraftfeld
gekennzeichnet. Der Zusatz "potentiell" deutet darauf hin, dass diese Energie
zur Verrichtung von Arbeit zur Verfügung steht, aber noch nicht abgerufen worden
ist.
-
als "aufgewendete Energie" in Form geleisteter Arbeit. Diese Form wird auch als
nichtkonservative Energie bezeichnet, weil sie für weitere Energieumwandlungen nicht
mehr zur Verfügung steht. Meist liegt diese Energie als Wäärmeenergie vor, aber auch
als Verformung oder Zerstörung.
-
die aufgewendete Energie, die erforderlich ist, einen Körper gegen ein Kraftfeld
F um den Weg s zu verschieben, ist gleichfalls durch das vektorielle Punktprodukt
aus den beiden Größen gegeben:
()
-
die aufgewendete Energie, die erforderlich ist, einen Körper gegen ein Kraftfeld
F um den Weg s zu verschieben, ist gleichfalls durch das vektorielle Punktprodukt
aus den beiden Größen gegeben:
Ausgehend von der Definition der Änderung der mechanischen
Energie dW, die aufgebracht werden muss, um gegen die Kraft
F einen Körper um das Wegelement ds zu
verschieben
können sowohl die Beziehung für die potentielle Energie
Wpot als auch für die kinetische Energie
Wkin abgeleitet werden. Zur Herleitung der
Beziehung für die kinetische Energie ziehen wir das 2. NEWTONsche Axiom zur
Definition der Kraft, die für die Beschleunigung (also den
Geschwindigkeitszuwachs pro Zeiteinheit) eines Körpers erforderlich ist,
hinzu
Setzen wir diese Kraft in die Beziehung für die Energie ein, so erhalten
wir einen differentielle Energiezuwachs dW, der infolge eines
differentiellen Wegzuwachses ds entsteht. Nach einem
geeigneten Umsortieren und unter Berücksichtigung der Tatsache, dass
ds/dt = v ist, kann der differentielle Energiezuwachs in
Abhängigkeit von der Momentangeschwindigkeit v bestimmt
werden:
Um nun die kinetische Gesamtenergie zu erhalten, die der Körper bei der
Geschwindigkeit v aufgenommen hat, müssen wir über die
Geschwindigkeit integrieren:
und erhalten so die Beziehung für die kinetische Energie
Wkin.
Wirkung
Die physikalische Größe der Wirkung ist der Einwirkdauer der Energie auf ein System proportional. Ähnlich einem Schmied, der sein Werkstück mit dem Hammer formt. Je öfter (länger) er auf das Werkstück schlägt (Energie), desto mehr wird es verformt (Wirkung). In unserem Kontext taugt aber eher die Beschleunigung einer Masse als die Wirkung einer Kraft als Beispiel.
()
Leistung
Wenn ein Auto auf eine bestimmte Geschwindigkeit beschleunigt wurde, dann verfügt es über kinetische Energie. Der Wert dieser Energiemenge sagt aber nichts darüber aus, wie lange der Motor beschleunigen musste, um dem Auto diese Geschwindigkeit zu verleien. Mit Sicherheit ist es so, dass ein Auto, welches die gewünschte Geschwindigkeit in kürzerer Zeit erreicht als ein anderes Auto, ein leistungsfähigeren Motor haben muss. Deshalb wird bei den Kenngrößen, die im Werbeprospekt angegeben werden nicht die Energie, sondern die Leistung des Motors angegeben. Aus der vorangegangenen Überlegung ergibt sich, dass die Leistung ein Maß dafür darstellt, wieviel Energie in welcher Zeit zur Verfügung gestellt oder auch verbraucht wird:
()
Impuls und Kraftstoß
Der Impuls p ist neben den schon genannten Bewegungsgrößen Weg, Geschwindigkeit und Beschleunigung eine weitere Kenngröße bewegter Objekte, wobei aber hier die Masse des Körpers die Größe des Impulses beeinflusst. Der Impuls ist wie die mit ihm verknüpfte Geschwindigkeit eine Vektorgröße, hat also einen Betrag und weist in die Richtung der Bewegung. Der Impuls ist eine Erhaltungsgröße.
In einem geschlossenen System ist die Summe aller Teilimpulse konstant.
Wirkt eine Kraft über eine Einwirkungsdauer auf einen Körper ergibt sich eine Impulsänderung. Dies steht nicht im Widerspruch zum Impulserhaltungssatz, da diese Kraft von außen einwirkt, das System also nicht als abgeschlossen gelten kann. Das Produkt aus Kraft und Einwirkungsdauer wird als Kraftstoß bezeichnet. Dieses Produkt ist genau dem Zuwachs des Impulses gleich. Dabei spielen wieder sowohl der Betrag als auch die Richtung der Kraft eine Rolle.
Die Verknüpfung von Impuls und Kraftstoß kann leicht aus dem 2. NEWTONschen Axiom hergeleitet werden:
erweitern mit Δt
()
()
wobei in
(a)
die rechte Seite den Impuls und
(b)
die linke Seite den Kraftstoß beschreibt.