11. Kapitel
Das Doppelpendel: Zwei Pendel, die aneinander befestigt sind
Differentialgleichungen für das Doppelpendel
Das Doppelpendel besteht aus zwei Pendeln, die aneinander befestigt sind ().
Auf den ersten Blick scheint das Doppelpendel eine recht triviale Anordnung zu sein.
Ein erstes Pendel ist in seinem Drehpunkt fixiert und an seiner Pendelmasse
ist ein weiters Pendel drehbar angebracht. Die Bewegung des ersten Pendels
teilt sich dem zweiten Pendel mit. Aber genauso gibt es eine Rückwirkung
der Bewegung des zweiten Pendels auf das erste Pendel. Damit stellt
diese Anordnung ein ideales Anwendungsfeld für den LAGRANGEschen Lösungsalgorithmus dar.
Abb. Doppelpendel
Beginnen wir also wieder mit der Ermittlung der kinetischen und der potentiellen Energie des Systems:
()
()
- l1 = const.
- l2 = const.
()
()
Die Differentiation erfolgt wieder nach der Kettenregel.
Beachte:
Beachte:
()
()
on/off
Aus folgt:
()
quadrieren der Geschwindigkeitskomponenten:
()
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()
()
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()
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()
Den Reibungseinfluss beschränken wir in diesem Beispiel auf eine Drehreibung in den Gelenken. Formal wird sie wie die Gleitreibung behandelt, d.h. sie ist nur von der Anpresskraft abhängig und der Bewegung stets entgegen gerichtet:
()
()
()
()
Im Gegensatz zum bewegten Doppelpendel, wo die Lösung der verkoppelten
Differentialgleichungen das Zusammenspiel der beiden Teilpendel regelt, ist die
Einstellung der Ausgangssituation vor dem Start per drag'n drop
nicht ganz so einfach und selbstverständlich!
Schauen wir uns die nebenstehende Anordnung () an. Klar ist, dass der Ort x1;y1 der Masse m1 vollständig durch den Ort x2;y2 der Masse m2 bestimmt ist. Als Nebenbedingung können wir noch festhalten, dass die Entfernung der Masse m2 vom Aufhängungspunkt x0;y0 nicht größer sein kann als die Summe beider Pendellängen l1 + l2.
Wenn die Masse m2 per drag'n drop bewegt wird, dann ist ihr Ort x2;y2 bekannt. Daraus können nun der Abstand
und auch der Winkel
berechnet werden.
Schauen wir uns die nebenstehende Anordnung () an. Klar ist, dass der Ort x1;y1 der Masse m1 vollständig durch den Ort x2;y2 der Masse m2 bestimmt ist. Als Nebenbedingung können wir noch festhalten, dass die Entfernung der Masse m2 vom Aufhängungspunkt x0;y0 nicht größer sein kann als die Summe beider Pendellängen l1 + l2.
Wenn die Masse m2 per drag'n drop bewegt wird, dann ist ihr Ort x2;y2 bekannt. Daraus können nun der Abstand
()
()
Abb. Zur Einstellung der Anfangsbedingungen
Der Cosinus-Satz gilt in nichtrechtwinkligen Dreiecken:
Die Seiten und der eingeschlossene Winkel gelten sinngemäß für alle drei, in einem Dreieck möglichen, Konstellationen. Hier wird stellvertretend nur der Winkel α betrachtet:
In Analogie zu sind
und
Die Seiten und der eingeschlossene Winkel gelten sinngemäß für alle drei, in einem Dreieck möglichen, Konstellationen. Hier wird stellvertretend nur der Winkel α betrachtet:
()
()
on/off
Es sollte nicht verwunderlich sein, dass die Winkel φ1 und φ2 zwei Lösungen haben. Das geht auch aus der Skizze () hervor. Die Masse m1 kann zwei mögliche Positionen einnehmen! Im Programmbeispiel wird per Zufall ausgewählt, welche der beiden Varianten aktiv ist.
Das Beispielprogramm gestattet die Einstellung beliebiger Pendelkonstellationen per Maus. Dazu wird die gelbe Masse mit der Maus angeklickt und an die gewünschte Position gezogen. Beim Loslassen der Maustaste startet das Programm. Mit dem RESET-Button kann die Bewegung jederzeit angehalten werden. Dabei wird wieder die ursprüngliche Startposition der Pendel eingenommen.
Im Grundzustand arbeitet das System reibungsfrei. Mit dem Schieberegler "μ" kann eine Gelenkreibung eingestellt werden.
Ergebnisdiskussion: Der Solver nach DORMAND-PRINCE bewährt sich prächtig! Insbesondere wird der kritische Fall - Reibungsfreiheit - sehr gut bewältigt. Die unten links im Spielfeld eingeblendete Kontrollfunktion zeigt die Abweichung der Gesamtenergie vom Anfangswert in % an. Selbst über längere Laufzeiten liegen die Abweichungen weit unter 1%! Wird die Gelenkreibung mittels Schieberegler zur Wirkung gebracht, zeigt sich das erwartete Verhalten, nämlich das zunehmende Auspendeln der Anordnung.
Die Bewegungsverläufe beider Pendelmassen sind chaotisch. Keine Konstellation der Massen wiederholt sich. Kleinste Änderungen in den Anfangsbedingungen haben dramatische Folgen für die Bewegungsabläufe. Dieses Verhalten kannst Du im folgenden Programmbeispiel beobachten. Hier wird allerdings der besseren Übersicht auf die Darstellung der Pendel verzichtet und nur der Ort der unteren Masse (m2) als Trajektorie in wechselnder Farbe dargestellt.
Auch hier gestattet das Beispielprogramm die Einstellung beliebiger Pendelkonstellationen per Maus. Die gelbe Masse wird per Drag'n Drop an die gewünschte Position gezogen und losgelassen. Damit startet das Programm. Der RESET-Button stoppt jederzeit die Bewegung, um eine andere Pendelposition zu erproben. Mit dem Schieberegler "μ" kann eine Gelenkreibung simuliert werden.
Ergebnisdiskussion: Der Verlauf der Trajektorie macht deutlich, dass es sich hier tatsächslich um eine chaotische Bewegung handelt. Kein Teilstück wird trotz gewisser Ähnlichkeiten wiederholt durchlaufen!