3. Kapitel
Bewegung von Objekten auf der schiefen Ebene
Die elementare schiefe Ebene
Im Unterschied zum schrägen Wurf, bei dem sich die Richtungskomponenten frei entwickeln können, ist dies bei der Bewegung von Objekten auf der schiefen Ebene nicht der Fall. Die schiefe Ebene stellt eine massive Begrenzung für das bewegte Objekt dar, die nicht unterschritten werden kann. Eine solche Rahmenbedingung wird, wie Du schon weißt, Zwangsbedingung genannt. Diese Zwangsbedingung schränkt die Zahl der Freiheitsgrade ein, so dass nur eine Bewegung parallel zur Rampenoberfläche möglich ist. Theoretisch wäre auch eine Bewegung nach oben möglich, dies wird aber durch die wirkende Erdanziehung verhindert ().Abb. Schiefe Ebene
()
Du ahnst es schon: hier handelt es sich um ein Kräfteparallelogramm! Die Gravitationskraft G wird in zwei Teilkräfte, die schon erwähnte Hangabtriebskraft FH und die Normalenkraft FN, die stets senkrecht auf die Rampenoberfläche gerichtet ist. Wie die Berechnung beider Teilkräfte erfolgt, zeigt !
Für unsere derzeitigen Überlegungen benötigen wir die Normalenkraft FN aber nicht. So können wir die Differentialgleichung für die Bewegung auf der schiefene Ebene aufstellen:
()
()
-
Zerlegung der Hangabtriebskraft FH in eine x- und eine y-
Komponente sowie komponentenweise Anwendung der Lösung nach
oder
- komplexe Lösung ohne Komponentenzerlegung.
1. Lösungsweg
Zerlegung der Hangabtriebskraft FH in eine x-Komponente:
bzw. y-Komponente:
Daraus folgen die Bewegungsgleichungen für die x-Richtung:
und die y-Richtung:
(a)
(b)
Daraus folgen die Bewegungsgleichungen für die x-Richtung:
(a)
(b)
Abb. Komponentenzerlegung
Ergebnisdiskussion: Bei einem Rampenwinkel α = 0° findet in keine Richtung eine Bewegung statt, weil der sinus() dieses Winkels ebenfalls 0 ist. Das entspricht unseren Erwartungen: auf einer Horizontalen kann die Gravitation keine bewegende Wirkung auf den Körper ausüben. Aber auch bei einem Rampenwinkel α = 90° findet keine x-Bewegung statt (cos(90°) = 0). Und die Gleichung für die y -Komonente geht in die Gleichung für den Freien Fall über.
Aus programmtechnischer Sicht hat diese Lösung den Vorteil der einfachen Darstellbarkeit, da die Ortskoordinaten in x- und y- Richtung vorliegen.
2. Lösungsweg
Mit s als Ortskoordinate (s steht für einen beliebig orientierten Weg!) eine beliebig orientierbare Variable zur Verfügung, hier stellt sie den einzigen Freiheitsgrad unseres Objektes dar und verläuft parallel zur Rampenoberfläche. Die beschleunigende Kraft ist die Hangabtriebskraft FH und v0s die Startgeschwindigkeit in Rampenrichtung.Die Aufstellung der Bewegungsgleichung ist hier sehr einfach:
()
Beachte, dass das Vorzeichen vor dem g nicht mehr negativ ist! Grund: Hangabtriebskraft FH und Weg s verlaufen gleichsinnig!
Ergebnisdiskussion: Einfache Lösung - komplizierte Darstellung! Da die Lösung keine Rücksicht auf die Darstellbarkeit nimmt, entfällt die Notwendigkeit der Komponentenermittlung. Allerdings wird das Problem nur auf die Darstellung der Bewegung verlagert. Dank der Matrix-Befehle, die Processing bzw. p5.js zur Verfügung stellen, wird uns diese Aufgabe sehr erleichtert! Ich bevorzuge diese Lösungsmethode!
Beachte! Winkel werden grundsätzlich im Bogenmaß [rad] angegeben.
Darum entsprechen 360° einem Bogen von 2π! Kleinere Winkel
sind dann entsprechende Bruchteile von 2π!
on/off
()
Links im Blickfeld findest Du einen Griff (türkis), mit diesem kannst die die Rampensteilheit beeinflussen. Der Schieberegler v0 gestattet die Vorwahl einer Anfangsgeschwindigkeit im Bereich zwischen ±10 m/s. Betätigen des START-Buttons startet den Bewegungsablauf.
Neben der vergangenen Zeit seit dem Start t und der wirksamen Gravitationskonstante g' werden die wirkenden Teilkräfte als Vektoren angezeigt.
Abb. Einsatz der Matrix-Befehle zur Darstellung der Bewegung auf der schiefen Ebene
(Solltest Du die Datai nur zum Download und nicht zur Betrachtung angeboten bekommen, dann muss Dein Browser entsprechend eingestellt werden. Bei Mozilla-Firefox: Einstellungen -> Dateien und Anwendungen -> Anwendungen -> Dateitypen und Anwendungen suchen, dort pdf eingeben, öffnen und die Aktion Jedes Mal nachfragen auswählen.)
Bewegung auf einem Polygon als ein Set von schiefen Ebenen
Die Bewegung von Objekten auf einem Polygon ist deshalb so interessant, weil fotorealistische Gelände oft durch Polygone approximiert werden, um sie mathematisch zugänglich zu gestalten.
Wegen der Nähe zur Kollisionserkennung wird dieses Thema im Kapitel Bewegung auf Polygonen behandelt!