9. Kapitel
Bewegung im erdnahen Raum
Kometen
Nehmen wir an, ein Komet nähert sich der Erde aus den Tiefen des Weltalls und dringt in die Erdatmosphäre ein. Wie wir bereits wissen entsteht während der Bewegung im erdnahen Raum durch die Reibung des Kometen an den Luftmolekülen eine hohe Verlustleistung, die aus der Bewegungsenergie des Kometen gespeist wird. Wegen der sehr hohen Geschwindigkeiten von einigen 1.000 bis 500.000 km/h entstehen dabei Verlustleistungen im hohen GW-Bereich! Diese Leistung wird in Wärme umgesetzt, was meist zur Zerstörung des Kometen führt. Aber nicht immer wie das Beispiel des Tunguska-Meteors lehrt.Solche Ereignisse und ihren Ausgang zu erklären, wollen wir hier unternehmen. Dabei nehmen wir an, dass sich ein Komet der Erde nähert und schon sehr nah an die Erde heran gekommen ist, so dass die Erde keine sichtbare Krümmung aufweist und wir die idealisierte Bewegung nach dem schrägen Wurf unter Reibungseinfluss behandeln können. Deshalb können wir auch die Lösung für die Bewegungsgleichung aus diesem Kapitel übernehmen. Was wir allerdings beachten müssen, ist die Tatsache, das die Luftdichte nicht mehr konstant ist, sondern sich entsprechend mit der Höhe über dem Erdboden verändert.
Etwas Wärmelehre
Allen Kometen ist gemeinsam, dass sie aus den Tiefen des Weltalls kommen und
deshalb sehr niedrigen Temperaturen ausgesetzt waren, bevor sie in die
Erdatmosphäre eindringen. Während des Kontaktes mit der Atmosphäre spielen sich
im Kometen zwei Prozesse ab. Im ersten Prozess wird der Komet durch
Energiezufuhr (Wärmemenge Q) erhitzt, bis seine Oberfläche
die Schelz- bzw. Verdampfungstemperatur erreicht. Bei dieser Temperatur findet
ein Phasenübergang
vom festen in den flüssigen bzw. gasförmigen Zustand des Materials statt. Der
Phasenübergang erfordert auch Energie, die nur dazu aufgewandt wird, die molekularen
bzw. atomaren Bindungen innerhalb des erwärmenten Materials zu lösen. Eine weitere
Erwärmung findet während des Phasenübergangs so lange nicht statt, bis das gesamte
Material den Aggregatzustand gewechselt hat ().
Die Abhängigkeit der Temperatur des erwärmten Körpers von der zugeführten Wärmemenge Q wird durch die Materialkonstante c, spezifische Wärme genannt, vermittelt. Sie gibt an, welche Energiemenge notwendig aufzuwenden ist, um 1 kg des Materials um 1 °K (KELVIN ist die SI-Einheit der Temperatur) zu erwärmen ().
Die Abhängigkeit der Temperatur des erwärmten Körpers von der zugeführten Wärmemenge Q wird durch die Materialkonstante c, spezifische Wärme genannt, vermittelt. Sie gibt an, welche Energiemenge notwendig aufzuwenden ist, um 1 kg des Materials um 1 °K (KELVIN ist die SI-Einheit der Temperatur) zu erwärmen ().
()
Abb. Temperatur über Energiezufuhr von Wassereis
Für den Schmelzvorgang gibt es auch eine Konstante, die spezifische Schmelzenthalpie hfus (enthalpie of fusion). Sie gibt an, wieviel Energie Hfus einem Körper zugführt werden muss, damit 1 kg des Materials seinen Aggregatzustand wechselt:
()
Temperaturentwicklung eines Kometen
Zunächst sei darauf verwiesen, dass es unterschiedliche Kometenarten gibt. Das für uns wichtigste Unterscheidungsmerkmal ist die Materialzusammensetzung: es gibt Gesteinskometen bzw. Nickel-Eisen-Kometen, die kompakt in Erscheinung treten und es gibt sog. Eiskometen, die zu großen Teile aus Wassereis bestehen. Natürlich können Eiskometen auch Einschlüsse von Gesteinen aufweisen.-
Gesteinskometen
Im Gegensatz zu den Eiskometen erwärmt sich das Gestein beim Eintritt in die
Atmosphäre bis zur Weißglut ehe der Komet zu verdampfen beginnt. Sicherlich ist
die Erwärmung des Kometen kein homogener Vorgang. Zuerst werden die äußeren
Schichten erhitzt ehe auch der Kern des Kometen erwärmt wird. Diesen Vorgang der
Wärmeleitung wollen
wir hier außer Acht lassen und annehmen, dass die zugeführte Energie den Kometen
als Ganzes erwärmt. Dann geht in die Gesamtmasse
m des Kometen ein. Somit kann der Temperaturzuwachs direkt
berechnet werden. Mit der Anfangstemperatur T0 = 3 °K,
das entspricht der mittleren Temperatur des Weltraumes, ist die absolute
Temperatur des Kometen berechenbar.
Dazu stellen wir nach dem differentiellen Temperaturzuwachs Δθ um:()()()()
-
Eiskometen
Bei den Eiskometen liegen die Verhältnisse etwas anders. Hier kommt bei Erreichen der Schmelztemperatur ein Schmelzvorgang hinzu. Damit verbunden ist ein Masseverlust, der wiederum auf die Bewegungsberechnung Einfluss hat.
Wir wollen annehmen, dass der Komet schichtweise abschmilzt. Dabei wird ein differentiell kleines Volumen der Oberfläche erwärmt und geschmolzen. Ist es einmal geschmolzen, wird es durch die Strömung fort gerissen und vermindert dadurch die Gesamtmasse des Kometen.
Zunächst, die zugeführte Reibungsenergie dW teilt sich auf in das Aufheizen bis auf die Schmelztemperatur dQ und das Schmelzen dH:()()()()()()
Im Gegensatz zur obigen Erläuterung wird im Beispielprogramm nicht die Masse, sondern der Durchmesser infolge des Abschmelzens verändert. Die aktuelle Masse wird dann aufgrund des geänderten Durchmessers berechnet.
Im Beispielprogramm kann gewählt werden zwischen einem Stein- und einem
Eiskometen. Beider Startdurchmesser d0 kann mittels
Scrollbar zwischen 10 und 100 m verändert werden, auch wenn diese Änderung
nicht sichtbar gemacht wird. Weiterhin können die Startposition
x0 bzw. y0, die
Startgeschwindigkeit v0 und -richtung
α0 des Kometen verändert werden (Komet bzw.
Pfeilspitze des Vektors mit der Maus bewegen).
Im oberen Fensterbereich werden die aktuelle Position x(t) bzw. y(t) und Geschwindigkeit v(t) sowie die aktuelle Verlustleistung PV, die aktuelle Temperatur T beim Steinkometen bzw. Durchmesser d/Masse m beim Eiskometen und die aktuelle Luftdichte ρ(h) angezeigt.
Im oberen Fensterbereich werden die aktuelle Position x(t) bzw. y(t) und Geschwindigkeit v(t) sowie die aktuelle Verlustleistung PV, die aktuelle Temperatur T beim Steinkometen bzw. Durchmesser d/Masse m beim Eiskometen und die aktuelle Luftdichte ρ(h) angezeigt.
Ergebnisdiskussion: Infolge der hohen Geschwindigkeiten ist die Wirkung der Erdanziehung auf die Kometenbahn kaum wahrnehmbar. Erst bei relativ kleinen Geschwindigkeiten v < 1000 km/h ist ein merkbarer Effekt zu beobachten. Während der Steinkomet hier als nur glühendes Objekt, das seinen Durchmesser nicht verändert (was in der Praxis natürlich dar Fall wäre) dargestellt wird, kann der Massenverlust des Eiskometen deutlich beobachtet werden. Durch gezielte Änderungen an den Parametern kannst Du die meisten der in der Natur auftretenden Effekte überzeugend simulieren.
Achtung!
Die hier angestellten Betrachtungen behandeln das Thema Temperatur und Wärme natürlich nicht erschöpfend. Effekte wie Wärmetransport innerhalb des Kometen, Wärmestrahlung oder Wärmeableitung an die umgebende Atmosphäre sind hierbei überhaupt nicht berücksichtigt worden. In erster Näherung könnte eine Aufteilung der entstehenden Reibungsverlustleistung PV auf den Kometen und die übrigen Effekte anteilig erfolgen, z.B. indem nur 10% PV zur Wärmentwicklung am Kometen beitragen. Aber damit ist das Problem nicht grundsätzlich gelöst. Denn auch bei der Temperaturentwicklung gibt es einen exponentiellen Verlauf bei der Wärmeakkumulation, die sich durch Ausgleichseffekte infolge von Strahlungswärme und Wärmeabgabe an die Umgebung erklärt. In zweiter Näherung kann dies durch eine Zeitkonstante beim (exponentiellen) Temperaturaufbau berücksichtigt werden.
Die hier angestellten Betrachtungen behandeln das Thema Temperatur und Wärme natürlich nicht erschöpfend. Effekte wie Wärmetransport innerhalb des Kometen, Wärmestrahlung oder Wärmeableitung an die umgebende Atmosphäre sind hierbei überhaupt nicht berücksichtigt worden. In erster Näherung könnte eine Aufteilung der entstehenden Reibungsverlustleistung PV auf den Kometen und die übrigen Effekte anteilig erfolgen, z.B. indem nur 10% PV zur Wärmentwicklung am Kometen beitragen. Aber damit ist das Problem nicht grundsätzlich gelöst. Denn auch bei der Temperaturentwicklung gibt es einen exponentiellen Verlauf bei der Wärmeakkumulation, die sich durch Ausgleichseffekte infolge von Strahlungswärme und Wärmeabgabe an die Umgebung erklärt. In zweiter Näherung kann dies durch eine Zeitkonstante beim (exponentiellen) Temperaturaufbau berücksichtigt werden.
Hier ein Vorschlag, wie in 2. Näherung mit den bisher nicht berücksichtigten physikalischen Wärmeeffekten umgegangen werden könnte:
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