7. Kapitel
Herleitung und Anwendung der Stossgesetze
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Kraftstoß und Impuls
Kennst Du ein Computerspiel, in dem der Stoß als Ereignis nicht vorkommt? Ich nicht! Also wollen wir sehen, wie der Stoß physikalisch zu sehen ist. Denn der Stoß kann in vielfältigen Formen in Erscheinung treten: z.B. als- Zusammenstoß von Objekten,
- Rückstoß eines Geschosses, beim Raketenantrieb oder beim Feuerwehrschlauch,
- zentraler oder dezentraler Stoß,
- elastischer oder unelastischer Stoß.
Ausgangspunkt unserer Überlegungen sind wieder die NEWTONschen Axiome, hier insbesondere das 3. Axiom:
()
Wenn auf beide Seiten der mit dt erweitert wird, erhalten wir auf jeder Seite der Gleichung () je ein Produkt. Das linke Produkt nennen wir Kraftstoß I und das rechte Produkt Impuls p.
()
()
(a)
folglich
(b)
(a)
folglich
(b)
Wenn der Kraftstoß I die Wirkung einer Kraft F während ihrer gesamten Einwirkungsdauer t zum Ausdruck bringt, ist der äquivalente Impuls p ein Ausdruck für die Geschwindigkeit v, auf die der Kraftstoß I eine Masse m beschleunigt hat. In Bezug auf kann dieser Sachverhalt durch beschrieben werden:
(a)
bzw.
(b)
In einem mechanisch abgeschlossenen System*) ist der Gesamtimpuls stets konstant.
Diese Aussage ist als Impulserhaltungssatz bekannt.
Neben dem Energieerhaltungssatz ist der Impulserhaltungssatz
einer der wichtigsten Erhaltungssätze der Physik.
*) Ein abgeschlossenes System ist frei von äußeren Einflüssen.
*) Ein abgeschlossenes System ist frei von äußeren Einflüssen.
Zentraler elastischer Stoß
Beginnen wir mit dem einfachsten Stoß, dem elastischen zentralen Stoß. Elastisch bedeutet, dass die Deformation der zusammenprallenden Körper nach dem Stoß vollständig rückgängig gemacht wird und dadurch die gesamte Bewegungsenergie durch den Zusammenstoß nicht beeinflusst wird (). Herleitung und Anwendung der Stossgesetze beruhen auf den beiden Erhaltungssätzen für Impuls und Energie.Die kinetische Gesamtenergie vor dem Stoß Wkin ist gleich der kinetischen Gesamtenergie nach dem Stoß W'kin. Es gibt keine Wärmeverluste oder bleibende Deformationen der Körper. Weiterhin gilt, dass die Summe der Impulse, die die Körper infolge ihrer Geschwindigkeiten vor und nach dem Stoß besitzen, gleich sind ().
()
bzw.
()
Da sind sie also wieder, die idealisierenden Bedingungen für unser erstes Stoß-Experiment!
zeigt uns die Bezeichnungen der beteiligten Objekte,
hier Kugeln mit den Massen m1 und m2,
die vor dem Zusammenstoß die Geschwindigkeiten v1 und
v2 haben. Nach dem Zusammenstoß werden sich die Kugeln
mit den Geschwindigkeiten v'1 und
v'2 weiter bewegen. Wir legen fest, alle
Bewegungsgrößen werden nach dem Stoß mit einem Hochkomma ' gekennzeichnet.
Auch hier machen wir eine vereinfachende Festlegung:
Auch hier machen wir eine vereinfachende Festlegung:
-
Die Kugeln rollen nicht, sondern fliegen wie in einem Weltraumlaboratorium ohne
Luftreibung und ohne Gravitationswirkung, d.h. die Kugeln führen keine
Drehbewegung aus!
- Die Kugeln bewegen sich nur in x-Richtung, so können wir auf die Vektorschreibweise verzichten.
Abb. Vor dem Stoß - nach dem Stoß
Beginnen wir mit der Energie-Bilanz:
Wie schon in ausgedrückt, ist die Summe aller kinetischen Energien vor dem Stoß gleich der nach dem Stoß. Drücken wir jetzt die kinetischen Energien durch die genannten Bewegungsgrößen bzw. Massen aus, erhalten wir:
()
()
Die drei binomischen Formeln:
Beide Seiten der enthalten Differenzen der
Geschwindigkeitsquadrate, die unter Verwendung der 3. Binomische Formel
in Produkte von Geschwindigkeitsdifferenz bzw. -summe ausgedrückt werden können:
()
on/off
Und nun schauen wir uns die Impulsbillanz an:
Die Summe der Impulse vor dem Zusammenstoß p und nach dem Zusammenstoß p' muss gleich groß sein.
Drücken wir jetzt die einzelnen Impulse durch die genannten Bewegungsgrößen bzw. Massen aus, erhalten wir:
()
()
()
()
und ergeben zusammen ein lineares Gleichungssystem aus zwei Gleichungen mit zwei Unbekannten (), dessen Lösung auf die gesuchten Geschwindigkeiten nach dem Stoß führt.
Auf den linken Seiten beider Gleichungen befinden sich nur bekannte Größen, während auf den rechten Seiten die gesuchten Größen zu finden sind:
()
()
()
()
In unserem einfachen Stoßexperiment ist die Implementierung der Verhältnisse vor und nach dem Stoß sehr einfach. Wir nehmen an, dass sich beide Objekte nur in x-Richtung bewegen, andere Richtungskomponenten verschwinden. Die Standorte und Geschwindigkeiten der stoßenden Objekte sind mit den Werten für x1 und x2 bzw. vx1 und vx2 vorgegeben. Da sich beide Objekte gleichförmig bewegen, gibt es bis zum Stoßmoment keine Änderung der Parameter.
Für die Zeiten nach dem Stoß gelten die neuen Geschwindigkeiten, die sich aus den bzw. ergeben. Damit sind alle Geschwindigkeitswerte im Voraus bekannt. So können sie einmalig berechnet werden und gelten solange, bis die experimentellen Voraussetzungen geändert werden.
Ganz wichtig für die Darstellung ist die Erkennung des Stoß-Momentes, die Kollisionserkennung. Eine Kollision liegt vor, wenn sich die Kugeloberflächen beider Objekte berühren. Dies ist der Fall, wenn der Standort x1 plus Radius r1 des linken Objektes gleich dem Standort x2 minus Radius r2 des rechten Objektes ist.
Für die Berechnung der Ortskoordinaten als Funktion der Zeit t gibt es zwei Wege:
-
Bis auf den Stoß sind die Bewegungen beider Kugeln gleichförmig. Das
bedeutet, dass bis zum Stoß und ab dem Stoß die Ortskoordinaten
durch die Multiplikation v·t berechnete werden können. Die Geschwindigkeiten
nach dem Stoß ergeben sich aus und
. So ist nur die Stoß-Zeit tStoß
zu bestimmen, um den Wechsel vom Geschwindigkeitspaar vx1
und vx2 zu v'x1
und v'x2 zu vollziehen. Im Stoß-Moment werden auch die Stoß-Orte
ermittelt, die Ausgangspunkte für die Ortsberechnung nach dem Stoß sind
().
Abb. Berechnung der Ortskoordinaten bei Zugrundelegung einer gleichförmigen Bewegung
Diese Variante ist im nachfolgenden processing-Programm implementiert.
-
Einfacher ist die Implementation, wenn die Ortsberechnung integrativ erfolgt. Zum Stoß-Zeitpunkt
werden die Geschwindigkeitswerte wie unter 1. beschrieben gewechselt. Da die Orte als Ergebnis
einer Integration behandelt werden, ist die Speicherung der Stoß-Orte nicht erforderlich.
Dieses Verfahren ist wesentlich effektiver in der Implementierung, deshalb bevorzuge ich diesen
Weg!
Abb. Integrative Berechnung der Ortskoordinaten
Diese Varianle ist im nachfolgenden p5-Programm implementiert.
Nach dem Start des Programms befinden sich zwei Objekte auf Kollisionskurs in
Bewegung. Es werden die Bewegungsabläufe gezeigt. Während das linke Objekt eine
unveränderliche Geschwindigkeit von 1 m/s hat, kann die Geschwindigkeit des
rechten Objektes mit dem Schieberegler gewählt werden. Auch das Masseverhältnis
der Objekte können durch einen Schieberegler verändert werden. Die Masse verändert
sich im Verhältnis der dritten Potenz zum Radius der Kugel!
Ergebnisdiskussion: Treffen gleich schwere Massen aufeinander, findet ein Wechsel der Geschwindigkeiten vor und nach dem Stoß statt. Haben sich m1 mit der Geschwindigkeit vx1 und m2 mit der Geschwindigkeit vx2 vor dem Stoß bewegt, so bewegen sich m1 mit der Geschwindigkeit vx2 und m2 mit der Geschwindigkeit vx1 nach dem Stoß.
Stark unterschiedliche Massen haben ein sehr unsymmetrisches Verhalten zur Folge: Die schwerere Masse ändert ihre Geschwindigkeit fast nicht, während die leichtere Masse mit bis zu doppelter Geschwindigkeit abprallt.